Klebfachkraft
Um aus den Vorteilen der Klebtechnik auch in der industriellen Praxis Wettbewerbsvorsprünge zu realisieren, bedarf es einer fachgerechten Anwendung durch qualifiziertes Personal. Fachleute müssen die Besonderheiten der Fügetechnik Kleben kennen und verstehen.
Die Technische Hochschule Ulm bietet daher in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Bremen einen dreiwöchigen Präsenz-Kurs zur Internationalen Klebfachkraft nach DVS-Richtlinie 3301 an. Diese Ausbildung ermöglicht es Meistern des Handwerks oder der Industrie, Technikern oder betrieblichen Facharbeitern mit abgeschlossener Berufsausbildung und anleitender Funktion, ihre qualifizierte technische Ausbildung um spezifische Kenntnisse im Bereich Klebtechnik zu erweitern.
Die Teilnehmer werden für den Einsatz in der betrieblichen Fertigung und Produktentwicklung qualifiziert. Sie sind nach erfolgreichem Abschluss des Lehrgangs befähigt, Arbeitsanweisungen zu erstellen und Mitarbeiter sowie Klebpraktiker klebtechnisch in Theorie und Praxis anzuleiten. Klebarbeitsvorgänge können von ihnen geplant, organisiert und überwacht, Prozessparameter kontrolliert und gegebenenfalls variiert werden. Sie sind in der Lage, Unregelmäßigkeiten in der Fertigung zu erkennen und darauf zu reagieren. Die erfolgreich abgelegte Prüfung dient als Befähigungsnachweis und qualifiziert dazu, in einem Unternehmen die Aufgaben und Befugnisse der verantwortlichen Klebaufsichtsperson (nach DIN 6701-2 bzw. Richtlinien DVS® 3310 und 3311) zu übernehmen.
Termine für 2025:
Kurs 1 EAS-UL-1-25:
Woche 1: 17.02. -21.02.2025
Woche 2: 05.05. – 09.05.25
Woche 3: 14.07. – 18.07.25
Kurs 2 EAS-UL-2-25:
Woche 1: 21.07. – 25.07.25
Woche 2: 22.09. – 26.09.25
Woche 3: 17.11. – 21.11.25
Sprache: deutsch
Kursinhalte
Grundlagen
Der Lehrgang beginnt mit einer Einführung in die Grundlagen der Klebtechnik. Dabei werden die Vorteile und die Grenzen der Fügetechnik »Kleben« mit denen anderer Verbindungstechniken verglichen und ein Grundverständnis für die prinzipielle Funktionsweise von Klebstoffen sowie deren Eigenschaften geschaffen. Die herausragende Stellung der Benetzung für das Ergebnis des Klebeprozesses und ihre Beeinflussung durch eine Vielzahl von Parametern stehen dabei im Vordergrund.
Klebstoffe
Allein auf dem deutschen Klebstoffmarkt gibt es Tausende verschiedener Produkte. Die Palette reicht dabei von elastisch weichen Polyurethanen bis hin zu den hochfesten Epoxidharzen. Die Teilnehmer lernen die für die betriebliche Praxis wichtigsten Klebstoffarten kennen, erhalten einen Einblick in deren Eigenschaften und Unterschiede. Die Hinweise zur Verarbeitung – unterstützt durch den praktischen Umgang mit den verschiedenen Klebstofftypen – sind wichtiger Bestandteil der ersten Lehrgangswoche.
Fügeteilwerkstoffe
Der Kurs vermittelt Kenntnisse über den Aufbau und das Verhalten der Fügeteilwerkstoffe bei der Einwirkung von äußeren Kräften und Umwelteinflüssen. Dies hilft den Teilnehmern, Verformungen und Eigenschaftsänderungen der Klebschichten abzuschätzen, und leitet direkt zu den sich daraus ergebenden Anforderungen an die werkstoffspezifischen Oberflächenbehandlungen über.
Oberflächenbehandlung
Die Bedeutung des Zustands der Fügeteiloberflächen für den Klebprozess ist ein weiteres Thema des Klebfachkraftlehrgangs. In Theorie und Praxis werden den Teilnehmern die wichtigsten Methoden der Oberflächenbehandlung für verschiedene Werkstoffe nähergebracht. Dies reicht von der Reinigung der Fügeteiloberflächen über mechanische, physikalische und chemische Verfahren der Vorbehandlung bis hin zum Einsatz von Primern und Haftvermittlern.
Klebschichteigenschaften
Um die Eignung von Klebstoffen für ein bestimmtes Einsatzgebiet zu beurteilen, ist die Betrachtung des Verformungsverhaltens notwendig. Umgekehrt wiederum setzen die Faktoren, welche das Verformungsverhalten bestimmen, häufig die Grenzen für den Einsatz eines bestimmten Klebstoffsystems. Füllstoffe und aufgenommene Feuchtigkeit können das Verformungsverhalten ebenso beeinflussen wie die Temperatur und die Klebschichtdicke.
Prüftechnik
Qualität in der Klebtechnik bedeutet weit mehr als eine hohe Verbundfestigkeit nach der Aushärtung. Ebenso wichtige Faktoren sind Reproduzierbarkeit und Langzeitbeständigkeit. Die Notwendigkeit zerstörender Prüfverfahren zur Bestimmung der Qualität von Verbindungen wird anhand von Proben, die während des Lehrgangs von den Teilnehmern selbst angefertigt werden, demonstriert. Dabei werden die Grenzen der Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Normversuchen auf das reale Bauteil deutlich.
Arbeitssicherheit und Umweltschutz
»Nicht-Wissen« ist eine Hauptursache von Arbeitsunfällen. Der sachgerechte Umgang mit Klebstoffsystemen setzt daher ein umfangreiches Grundwissen über das spezifische Gefährdungspotenzial der eingesetzten Produkte voraus. Das gilt nicht nur für die Klebstoffe selbst, sondern auch für viele Hilfsstoffe, die zum Einsatz kommen.
Mitarbeiter von Klebstoffanwendern aus Industrie und Handwerk, Klebstoffherstellern sowie des Klebstoffhandels und Prüf- und/oder Qualitätssicherungspersonal.
Die Weiterbildung zur Klebfachkraft ist in drei einwöchige Lehrgänge unterteilt, in der sich theoretische und praktische Inhalte ergänzen. Sie werden in den Räumlichkeiten der Technischen Hochschule Ulm unterrichtet.
In den Kursgebühren enthalten sind Lehrgangsunterlagen sowie je Kurstag ein Mittagsimbiss und Pausengetränke. Jede Lehrgangswoche schließt mit einer schriftlichen Theorieprüfung ab. Die praktische Prüfung findet in der zweiten Kurswoche statt. Der Kurs endet mit einer mündlichen Gesamtprüfung.
Der Gesamtlehrgang inklusive Abschlussprüfung muss innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten abgelegt werden, wobei die Voraussetzung für die Zulassung die regelmäßige Kursteilnahme ist.
Abgeschlossene Berufsausbildung